Wir sind derzeit in einer ganz besonderen Situation, die Coronavirus-Pandemie und der Lockdown betreffen unser gesamtes gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben, die psychischen Folgen sind ausgesprochen belastend. Auch in diesen Ausnahmezeiten ist es der ÖGPB ein großes Anliegen, der Verantwortung gerecht zu werden und relevante und aktuelle Themen unseres Fachgebietes nicht aus dem Blick zu verlieren. Um die Kontinuität der jährlichen Tagung aufrechtzuerhalten, haben wir uns entschlossen, die Tagung diesmal virtuell abzuhalten. Wir konnten hervorragenden Vorträge folgen und bei spannenden Diskussionen dabei sein. Ich möchte mich auch bei den Sponsoren für die Unterstützung unserer virtuellen Tagung bedanken. Mit Hilfe unserer Kooperationspartner, der Wiener Medizinische Akademie (WMA) und der Firma Steiner Live, die für den technischen Ablauf zuständig waren, ist es uns gelungen, diese erste virtuelle ÖGPB-Tagung erfolgreich zu gestalten. Es gab viel positive Rückmeldung zur Veranstaltung und zu den Vortragenden. Insgesamt nahmen mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der virtuellen Tagung teil. Vielen Dank an alle, die zu dem guten Gelingen beigetragen haben.

Ich möchte Sie daran erinnern, dass, sollten Sie einen Vortrag versäumt haben, diesen noch über den Konferenzkalender nachträglich anhören können. Die Vorträge werden on demand weiterhin bis zum 21.12. 2020 zur Verfügung gestellt.

Im Rahmen der 22. Jahrestagung wurden unterschiedliche Themen aus dem Bereich der Forschung sowie neue Entwicklungen im Bereich der Psychopharmakologie behandelt. Im Rahmen dieser virtuellen Tagung hatte erstmalig ein Symposium der Präsidentin stattgefunden. Es wurden wieder Preise der Klinischen Psychiatrie und Schizophrenie und die Wagner-Jauregg-Medaille verliehen.

Die Plenarvorträge beantworteten relevante Fragestellungen zum Verständnis psychiatrischer Erkrankungen und deren Therapie.

In dem ersten Plenarvortrag wurden kortikale Netzwerke für Ängstlichkeit, Risikobereitschaft und Entscheidungen vorgestellt. Der Hippocampus und der präfrontale Cortex sind jene Regionen im Gehirn, die eine wichtige Rolle für assoziatives Lernen, Verarbeiten von Gefühlen und für das Treffen von Entscheidungen spielen. An der Abteilung für Kognitive Neurobiologie des Zentrums für Hirnforschung an der Medizinischen Universität Wien werden in Experimenten mit Ratten verschiedene Typen von Nervenzellen untersucht, die zeitlich während kognitivem Verhalten interagieren. Das Ziel ist, dem Hirn beim Lernen und beim Treffen von Entscheidungen „zuzusehen“.

In einem weiteren Plenarvortrag war die pathogenetische Bedeutung des Immunsystems bei schweren psychischen Störungen im Fokus. In dem Vortrag „Depression und Neuroimmunologie“ wurden drei Schwerpunkte inflammatorischer Prozesse bei psychiatrischen Erkrankungen diskutiert: 1. Molekulare Mechanismen und neurobiologische Effekte der Inflammation im zentralen Nervensystem; 2. Inflammation als dynamisches Phänomen bei der Depression; und 3. Implikationen für die Diagnose und Therapie. Es werden zunehmend genomische Biomarker im peripheren Blut identifiziert, die mit zentralen Inflammationsprozessen assoziiert sind.

Der Vortrag zur Psychopharmakotherapie der Schizophrenie gab einem Überblick über den derzeitigen Stand der medikamentösen Therapie der Schizophrenie bei Erst- und Mehrfach-Erkrankten, sowie über die Behandlung der therapieresistenten und ultra-therapieresistenten Schizophrenie.

Im Rahmen dieser virtuellen Tagung hat erstmalig ein Symposium der Präsidentin stattgefunden. Dieses Format ermöglicht es, in besonderer Weise herausragende Themen aus unserem Fachgebiet und besondere Entwicklungen vorzustellen. Anlässlich der 22. Tagung 2020 hat em.o.Univ.-Prof. Dr.h.c.mult. Dr. Siegfried Kasper in seinem Vortrag „Bildgebung auf dem Weg zur Präzisionsmedizin“ einen Überblick zur Entwicklung der Bildgebung gegeben, die in der Psychiatrie insbesondere für schizophrene Erkrankungen, Depressionen und Demenzen angewandt wird. Prof. Kasper betont, dass, wie bei anderen medizinischen Erkrankungen, sich auch die Bildgebung in der Psychiatrie weiterentwickeln und sowohl diagnose- als auch therapiespezifische Befunde in der Praxis ermöglichen wird und damit einen wertvollen Beitrag zur Präzisionsmedizin leistet.

Prof. Dr. Dan Rujescu hat in dem Vortrag „Genetik auf dem Weg zur Präzisionsmedizin“ beispielhaft anhand der Schizophrenie den Einsatz von zell- und molekularbiologischen Untersuchungen vorgestellt. Es wird ein translationaler multimodaler Forschungsansatz verfolgt. Personalisierte Ansätze zur Optimierung der psychopharmakologischen Behandlung bzw. zur Vermeidung von Nebenwirkungen werden im Rahmen experimenteller klinischer Studien durchgeführt.

Die Wagner-Jauregg-Medaille wurde dieses Jahr an Herrn Prof. Dr. Carlos Zarate verliehen. Mit der Wagner-Jauregg-Medaille ehrt die ÖGPB seine herausragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der biologischen Psychiatrie. Der Plenarvortrag über „Development of rapid acting antidepressants“ zeigte auf, inwiefern die Dysfunktion der glutamatergen Neurotransmission die Pathophysiologie der Therapie-resistenten Depression beeinflusst und in welcher Weise neue Therapeutika in Forschung und Praxis eingesetzt werden können.

Die Einreichungen für die Preise und die Vorträge der jungen Forscherinnen und Forscher waren beeindruckend.

Ein Preis für Klinische Psychiatrie wurde an Herrn Manfred Klöbl vergeben für die wissenschaftliche Arbeit „Vorhersage des Ansprechens auf die antidepressive Therapie mittels Citalopram über funktionelle Konnektivitätsänderungen nach akuter Infusion“. Einen weiteren Preis für Klinische Psychiatrie erhielt Frau Christina Rainer für ihre Arbeit „Fear acquisition and extinction in elderly patients with depression“.

Die Preise für Schizophrenie -gestiftet von der Firma Janssen- ergingen an Dr. Arkadiusz Komorowski für “Association of dopamine D2/3 receptor binding potential measured using PET and [11C]-(+)-PHNO with post-mortem DRD2/3 gene expression in the human brain” und an Frau Dr. Christine Hörtnagl für “Premorbid Social Functioning and Affective Symptoms Predict Subjective Outcome Among Outpatients with Schizophrenia”.

Ich möchte Sie noch gerne darüber informieren, dass die ÖGPB seit 2020 Mitglied bei der WFSBP (World Federation of Societies of Biological Psychiatry) ist. Vielen Dank an diejenigen Mitglieder der ÖGPB, die dazu ihre Zustimmung gegeben haben. Der internationale Kongress der WFSBP 2021 ist in Wien geplant: wir hoffen sehr, dass der World Congress of Societies of Biological Psychiatry 2021 wie geplant vom 27. bis 30. Juni trotz Coronavirus-Pandemie als Präsenzveranstaltung stattfinden kann.

Ich möchte Sie gerne noch über eine geplante virtuelle Veranstaltung hinweisen. Vom 26.-28. Februar wird der CINP 2021 Virtual World Congress stattfinden. Prof. Kasper ist derzeit Präsident des International College of Neuropsychopharmacology (CINP).

Sollten Sie noch nicht Mitglied unserer Gesellschaft sein, so lade ich Sie hiermit freundlich ein, unsere Ziele zu unterstützen und Mitglied zu werden. Informationen finden Sie auf unserer website. Sie können uns auch an die Adresse office@dizign-projekte.at eine e-mail senden.

Ich hoffe, Sie sind in dieser zweiten Welle der Pandemie gesund. Ich möchte Ihnen für die kommenden Weihnachtszeit alles Gute wünschen sowie ein gesundes neues Jahr 2021.

Mit besten Grüßen verbleibe ich
Ihre

Univ.Prof. DDr. Gabriele Sachs
Präsidentin der ÖGPB