Clinicum neuropsy 4/2014
e d i t o r i a l
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Ernsthafte psychiatrische Erkrankungen werden häufig nicht in der Psychiatrie selbst, sondern auf Intensivstationen internistischer Abteilungen behandelt, so auch die lebensbedrohliche Katatonie, die von einer malignen Hyperthermie nur sehr schwer zu unterscheiden ist. Katatone Symptome finden sich sowohl bei der Schizophrenie als auch bei affektiven Erkrankungen und darüber hinaus auch bei neurologischen und anderen Erkrankungen der Inneren Medizin. Wenn eine neuroleptische bzw. antipsychotische Medikation gegeben wird, stellt sich die Differenzialdiagnose zwischen der lebensbedrohlichen Katatonie und der malignen Hyperthermie, und erst das Absetzen der Medikation erlaubt die nötige Differenzialdiagnose. Zur Behandlung dieser lebensbedrohlichen Erkrankung findet sich in der Literatur eindeutig die Stellungnahme, dass die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) die Methode der Wahl darstellt.
Bereits vor über 30 Jahren konnten wir in einer größer angelegten epidemiologischen Studie, die im Raum Heidelberg durchgeführt wurde, nachweisen, dass katatone Syndrome vorwiegend auf Intensivstationen internistischer Kliniken behandelt werden. Da die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am AKH in Wien über eine psychiatrische Intensivstation verfügt, werden diese Krankheitsbilder auch bei uns häufig behandelt, zum Teil, wenn das Ausmaß eine Intubation notwendig macht, auch auf der räumlich nahegelegenen internistischen Intensivstation.
Immobilität einerseits, die Medikation andererseits und die Erkrankung selbst bringen verschiedene Gefahrenmomente mit sich, wie vor Kurzem bei einem Patienten festgestellt werden musste, der im Rahmen dieser Erkrankung eine pulmonale Embolie erlitt und nur gemeinsam mit der internistischen Intensivbehandlung und der dabei erfolgten Lyse der Embolie kuriert werden konnte. Für die Krankheitsentstehung und Verarbeitung ist es dabei von großem Interesse, dass sowohl die EKT selbst als auch die intensivmedizinische Behandlung, wie sie z.B. bei diesem Patienten durchgeführt wurde, zu einer Verbesserung der psychopathologischen Symptomatik führt.
Obwohl selten Gegenstand intensiver Ursachenforschung stellt die Katatonie nach wie vor eine Herausforderung für das Verständnis psychiatrischer Erkrankungen dar und zeigt die Notwendigkeit der interdisziplinären Kooperation auf.
CliniCum neuropsy 4/2014 Das Medium für Psychiatrie und Neurologie.