Die Effektivität von körperlicher Aktivität (physical activity, PA) in der Primärprävention des Schlaganfalls ist bereits nachgewiesen: PA hat eine günstige Wirkung auf vaskuläre Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes mellitus, Lipidprofil oder auch psychosoziale Faktoren. Tierstudien haben außerdem gezeigt, dass körperlich aktive Tiere weniger neurologische Defizite und eine bessere Heilung nach einem Schlaganfall aufweisen. Die Untersuchungen an Menschen führten bislang jedoch zu widersprüchlichen Ergebnissen. Ziel der vorliegenden Studie war die Analyse des Einflusses von PA auf den Schweregrad eines akuten Schlaganfalls in einer großen Kohorte. Ebenfalls untersucht wurden Faktoren wie Geschlecht, Rauchen, Diabetes beziehungsweise Statinbehandlung.

Methoden. Eingeschlossen waren zunächst 2.233 Patienten (1.158 Männer, 1.075 Frauen), die zwischen 2014 und 2016 erstmals einen Schlaganfall erlitten hatten und für die eine Bewertung von Schlaganfall-Schweregrad und PA verfügbar waren. Der Schweregrad wurde mittels NIHSS eingestuft (National Institutes of Health Stroke Scale), mit einer Punkteskala von 0 bis 42: 0–5 leichter Schlaganfall, 6–14 moderat, 15– 24 schwer und ≥25 sehr schwer. In der Regressionsanalyse war ein leichter Schlaganfall definiert als NIHSS-Score von 0–5, ein moderater bis schwerer Schlaganfall mit einem NIHSS-Score von 6–42. PA wurde mit der SGPALS eingestuft (Saltin-Grimby Physical Activity Level Scale): 1. körperlich inaktiv, 2. leichte PA wie etwa Gehen (4h/Woche), 3. moderate PA (mind. 2–3h/Woche) und 4. regelmäßiges intensives Training (intensive PA).

Ergebnisse. In die Studienanalyse flossen schlussendlich die Daten von 925 Patienten ein. Patienten mit leichten oder moderaten PA-Werten hatten demnach verglichen mit körperlich inaktiven Patienten eine höhere Wahrscheinlichkeit eines leichten Schlaganfalls (Odds Ratio 2,02). Körperliche Inaktivität war vs. leichter und moderater PA mit erhöhtem Schlaganfall-Schweregrad assoziiert (p<0,001). PA vor dem Schlaganfall war mit einem weniger schweren Schlaganfall assoziiert, wobei sowohl leichte PA als auch moderate PA günstig zu sein schienen. Die potenziellen Risikofaktoren Geschlecht, Rauchen, Diabetes sowie Schutzfaktoren wie eine medikamentöse Therapie mit Statinen hatten hingegen keinen Einfluss auf den Schweregrad eines erlebten Schlaganfalls.

Fazit. Diese Studie verweist darauf, dass PA vor einem Schlaganfall zu einem weniger schwerwiegenden Schlaganfall führen könnte. Sowohl leichte als auch moderate PA scheint dabei einen günstigen Einfluss zu haben.

Reinholdsson M et al.: Prestroke physical activity could influence acute stroke severity (part of PAPSIGOT). Neurology 2018; 91(16):e1461-e1467

RED

erschienen in: 05/2018, CliniCum neuropsy