Schlaganfall ist bekanntermaßen weltweit einer der führenden Gründe für Behinderung und Todesfälle. Die Krankheit ist komplex und sowohl auf genetische als auch auf Umweltfaktoren wie Ernährungsweise und Lebensstil zurückzuführen. Die Evidenz für eine Rolle der Genetik hinsichtlich des Schlaganfallsrisikos stammt aus Zwillingsund Familienstudien sowie aus Genom-Assoziationsstudien. Ein gesunder Lebensstil (in diesem Zusammenhang vor allem Nichtrauchen, regelmäßige körperliche Aktivität und gesunde Ernährung) ist nachweislich ein wichtiger modifizierbarer Faktor, der das Erkrankungsrisiko signifikant senken kann. Die vorliegende Studie evaluierte die Assoziationen zwischen polygenem Risikoscore und gesundem Lebensstil mit der Inzidenz von Schlaganfall.
Methoden. Die prospektive Kohortenstudie („Biobank Study“) umfasste rund 306.500 Männer und Frauen im Alter zwischen 40 und 73 Jahren, die zwischen 2006 und 2010 rekrutiert wurden und keinen anamnestisch bekannten Schlaganfall oder Herzinfarkt hatten. Die Autoren entwickelten auf Basis von 90 Genvarianten (single nucleotide polymorphisms, SNP), die bereits mit Schlaganfall assoziiert waren, einen genetischen Risikoscore. Ein gesunder Lebensstil lag definitionsgemäß dann vor, wenn ein Teilnehmer nicht rauchte, sich gesund ernährte, einen BMI <30kg/m2 hatte und einer regelmäßigen körperlichen Aktivität nachging. Primärer Endparameter waren die Hazard Ratios (HR) für einen ersten Schlaganfall.
Ergebnisse. Während der Nachbeobachtungszeit von median 7,1 Jahren (2,13 Millionen Personenjahre) traten 2.077 Schlaganfälle auf (1.541 ischämische Schlaganfälle, 287 intrazerebrale Blutungen, 249 Subarachnoidalblutungen). Das Schlaganfallrisiko war bei Personen mit einem hohen genetischen Risiko (oberes Drittel des polygenen Scores) um 35 Prozent höher als bei Teilnehmern mit niedrigem genetischem Risiko (unteres Drittel des Scores): HR 1,35 (95% KI 1,21–1,50, p=3,9×10-8). Ein ungünstiger Lebensstil (0–1 gesunder Lebensstilfaktor) war mit einem um 66 Prozent erhöhten Schlaganfallrisiko assoziiert, verglichen mit einem günstigen Lebensstil (3–4 gesunde Lebensstilfaktoren): HR 1,66 (1,45–1,89; p=1,19×10-13). Die Assoziation zwischen Schlaganfallrisiko und Lebensstil war unabhängig von der genetischen Vorbelastung.
Fazit. In dieser Kohortenstudie waren genetische und umweltbedingte Faktoren unabhängig mit dem Risiko für Schlaganfall assoziiert. Diese Ergebnisse betonen den Nutzen, unabhängig von persönlichen genetischen Risiko, einem gesunden Lebensstil zu folgen.
Rutten-Jacobs LC et al.: Geneticris, incident stroke, and the benefits of adhering to a healthy lifestyle: cohort study of 306 473 UK Biobank participants. BMJ 2018; 363:k4168
erschienen in: 06/2018, CliniCum neuropsy