1. ÖGPB Newsletter 2025

Ao. Univ.-Prof. DDr. Gabriele Sachs
Past-Präsidentin der ÖGPB
Medizinische Universität Wien
Welchen Stellenwert hat die Kognition bei Schizophrenie in Ihrem klinischen Alltag? Ein Fragebogen mit der Bitte um Mitwirkung
Kognitive Beeinträchtigungen sind neben Positiv- und Negativsymptomen ein zentrales Merkmal der Schizophrenie.
Die folgenden 7 kognitiven Domänen bei Schizophrenen können besonders betroffen sein: logisches Denken und Problemlösen, Verarbeitungsgeschwindigkeit, visuelles Lernen und Gedächtnis, verbales Lernen und Gedächtnis, Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Vigilanz, sowie soziale Kognition. Von kognitiven Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit Schizophrenie sind ca. 85 % der Patient:innen betroffen.
Die kognitive Symptomatik hat einen erheblichen negativen Einfluss auf das psychosoziale Funktionsniveau wie Arbeitsfähigkeit und Beziehungsfähigkeit sowie auf die Lebensqualität. Darüber hinaus kann sie die Therapietreue beeinträchtigen und zu häufigeren Rückfällen und Rehospitalisierungen führen.
Kognitive Symptome werden von den Betroffenen und ihren Angehörigen als sehr belastend empfunden. Es konnte jedoch auch nachgewiesen werden, dass die vorhandene Beeinträchtigung der Kognition wegen mangelnder Krankheitseinsicht von einigen Patient:innen nicht wahrgenommen werden kann.
Mit den derzeit zugelassenen Medikamenten können kognitive Symptome noch nicht ausreichend behandelt werden. Die Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Psychiatrie (EPA) empfehlen für die Pharmakotherapie kognitiver Störungen vor allem Arzneistoffe ohne ausgeprägte anticholinerge Wirkung, um ungünstige Effekte auf die Kognition zu vermeiden, vorzugsweise neue Antipsychotika. Laufende Forschungsaktivitäten zielen darauf ab, in Zukunft pharmakologische Behandlungsmöglichkeiten als Ergänzung zu Antipsychotika zu entwickeln. Derzeit werden Wirkstoffe untersucht, die sich an der Neurobiologie des CIAS orientieren. Bei den nichtmedikamentösen Therapiestrategien kann vor allem die kognitive Remediation aufgrund ausreichender Evidenz empfohlen werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Erfassung und Behandlung kognitiver Beeinträchtigungen bei Schizophrenie von großer Bedeutung für die Verbesserung der Funktionalität und Lebensqualität von Schizophreniepatient:innen ist.
In der klinischen Praxis sollten Patient:innen routinemäßig befragt und mit standardisierten Tests untersucht werden, ob kognitive Funktionseinschränkungen vorliegen.
Um ein besseres Verständnis zur weiteren Therapieoptimierung zu erlangen ist es wesentlich umfangreich Informationen über den derzeitigen Kenntnisstand zu CIAS bei im klinischen Setting tätigen Psychiaterinnen und Psychiatern zu erhalten.
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